Das Wohnquartier gewinnt im Zusammenhang mit den sich weiter verschärfenden Verarmungs- und Ausgrenzungsprozessen immer stärker an Bedeutung. Als sozialräumlich- und lebensweltorientierter Ansatz hat GWA den gesamten Stadtteil im Blick und wendet sich ab von einem verkürzten Blick auf rein individuelle Notlagen. Sie setzt an den Fähigkeiten der Menschen an und nicht an ihren Defiziten. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Wohngebiet, vor allem der benachteiligten Bevölkerungsgruppen.
Wir verstehen GWA als Arbeitsprinzip sozialer Arbeit, das sich auf ein räumlich erkennbares und subjektiv wahrgenommenes Gemeinwesen bezieht. Es lassen sich 3 spezifische Formen unterscheiden, die zusammengenommen eine handhabbare Beschreibung der Lebenswelt der BewohnerInnen bieten.
Territoriale GWA bezieht sich auf ein sozialräumliches Gebilde (z.B. Stadtteil), in dem die Menschen einer Anzahl von Lebensbedingungen gemeinsam unterworfen sind und das als relative Einheit gesehen werden kann.
Funktionale GWA bezieht sich auf die Versorgungsstruktur eines Gemeinwesens.
Kategoriale GWA bezieht sich auf die Bewohnergruppen eines Gemeinwesens, die sich durch alters- oder geschlechtsspezifischen Merkmalen oder nach Nationalität btw. ethnischer Herkunft unterscheiden lassen.
GWA arbeitet lebenslagenorientiert, d.h. sie begreift die aktuelle Situation von Menschen und ihrer Lebenswelt als Ergebnis eines Prozesses, der sich in einem wechselseitigen Spannungfeld der zentralen Bereiche Wohnen, Arbeit, Einkommen, Bildung, Kultur, Gesundheit und soziale Integration entwickelt und darstellt. Ziel von GWA ist es, bestehende Mißstände und Ursachen sozialer Not aufzudecken und zu bearbeiten. Dies geschieht zum einen durch eine Befähigung der BürgerInnen zu einer eigenen Interessenvertretung, durch den Aufbau basisdemokratischer Strukturen und zum anderen durch eine parteiliche Vertretung der Menschen und die Einforderung sozialer Bürgerrechte. GWA versteht sich als Teil der sozialen Bewegungen und wirkt aktiv in ihnen mit.
GWA als professionelle soziale Arbeit arbeitet geschlechterdifferenzierend, ganzheitlich, interdisziplinär und methodenintegrativ. Sie arbeitet vernetzt mit anderen Organisationen und Institutionen zusammen, um so eine optimale Bündelung der Ressourcen zu erreichen. Sie ist vor Ort mit niedrigschwelligen Angeboten präsent und leistet Beiträge zur Entwicklung von lebendigen und lebenswerten Gemeinwesen.
GWA setzt an den Potenzialen und Fähigkeiten der Menschen an und unterstützt und fördert einen aktiven Umgang der Menschen mit ihrer Lebenswelt. Sie hilft bei der Beschaffung von Ressourcen und ermöglicht eine Erweiterung der Handlungsspielräume der Menschen. GWA greift Konflikte und Interessengegensätze im Stadtteil auf und bemüht sich um einen fairen Interessenausgleich.
GWA ist ein Strukturelement sozialer Kommunalpolitik und wendet sich daher ab von der oft betriebenen klassischen Ressortpolitik und hin zu einer modernen Querschnittspolitik. Als solche ist sie offen und flexibel, um sich auf sich ständig verändernde Lebenslagen einstellen zu können und in vielfältigen Arbeitsbereichen präsent. Wir verstehen uns von daher auch als Partner im Prozess einer ganzheitlichen, an den Interessen, Bedürfnissen und konkreten Lebenslagen der Wohnbevölkerung orientierten Stadtentwicklung.